Stress

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Stress wird umgangssprachlich als ein Sammelbegriff für alle möglichen belastenden Umstände verstanden. Manchmal hat er die Bedeutung eines schicken Modewortes, manchmal die von Überforderung. In diesem Zusammenhang wurde die wunderbare Wortschöpfung Erschöpfungsstolz geboren. Ja mittlerweile sind wir stolz auf den Grad der Erschöpfung den wir uns erkämpft haben.

Dr. Hans Selye, der den Begriff in den 1930 Jahren prägte, definierte Stress als Wirkung bei der ein Stressor oder Stressauslöser eine Stressaktion auslöst.

„Stress ist eine nicht spezifische Reaktion des gesamten Organismus also Geist und Körper auf jedwede Form von Druck oder Anforderung“.

Stressoren können sowohl innere als auch äußere Reize sein und werden meist als unangenehm, bedrohlich oder überfordernd gewertet.

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Der Stress Vorgang

Das Stressmodell

Stress für sich genommen ist eine lebensnotwendige Funktion des Organismus, die es ihm ermöglicht, sich an veränderliche Umweltbedingungen anpassen zu können.

Wenn sich der Körper und Geist in einem gesunden Gleichgewicht befinden, dann verspüren wir keinen Stress. Dies bedeutet, dass wir in solchen Momenten keinerlei Belastung von Außen oder Innen ausgesetzt sind. Jeder Mensch kennt die Gefühle von Wohlbefinden die damit einhergehen. Um zu verstehen, weshalb Stress so unangenehm oder ungesund sein kann möchte ich die Wirkung anhand eines sehr vereinfachten Stress-Modells veranschaulichen.

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Vereinfachtes Stressmodell

Ein Reiz der von Außen oder Innen kommt, der sogenannte Stressor setzt die Stressfunktion in Gang. Dieser Vorgang wird in der Wissenschaft auch als Fight-or-Flight Reaktion beschrieben. Wir reagieren in stressigen Situation entweder mit Angriff oder Flucht. Was dann passiert, läuft blitzschnell ab. Es kommt zur Stressreaktion. Diese läuft auf mehreren Ebenen ab. Der Ebene des Körpers, der Gefühle, Gedanken und des Verhaltens.

  • Auf der Ebene der Gefühle erleben wir die Reaktionen von Gereiztheit, Angst, Leere, Hilflosigkeit, Hoffnungslosigkeit u.a.
  • Auf der Ebene der Gedanken können wir mit Konzentrationsschwäche, Gedächtnisproblemen oder einem Mangel an Selbstzufriedenheit reagieren.
  • Auf der Ebene des Verhaltens führt Stress zu maladaptiven Verhaltensweisen wie Nikotin-, Alkohol- und Drogenmissbrauch, veränderten Ess- und Schlafgewohnheiten, Arbeitssucht, u.a.
  • Auf der Ebene des Körpers reagieren wir vermehrt mit Muskelverspannungen, Schwindel oder Tinnitus auf.

Auf körperlicher Ebene laufen die Stressreaktionen über 2 Achsen. Auf der ersten Achse werden starke Reaktionen in Gang gesetzt. Dabei kommt es zur Ausschüttung von Stresshormonen, Adrenalin und Noradrenalin. Blutdruck und Blutzuckerspiegel steigen, der Sexualhormonspiegel sinkt. Der Körper wird dadurch in einen sehr wachen und energetischen Zustand versetzt, da in früheren Zeiten sein Überleben davon abhängig war, wie schnell er fliehen oder kämpfen konnte.

Dieses Reaktionsmuster läuft so blitzschnell ab, dass sich die einzelnen Phasen unserem Bewusstsein entziehen. Wenn der Reiz aufhört, dann ist die Stressreaktion beendet, wir erholen uns davon und bewegen uns auf diese Weise wieder in einen Zustand von körperlichem und geistigem Gleichgewicht.

In unserer hektischen Zeit bleibt jedoch oft nicht genug Zeit, sich ausreichend von den Anstrengungen und Aufregungen des Alltags zu erholen. Oft bleibt ein Rest der Stresssymptomatik im Hintergrund bestehen. Wenn man diese Phasen der Erholung übergeht, dann bewegt man sich langsam auf der Stressachse aufwärts und verschiebt dadurch den Ruhezustand des Organismus weiter nach oben. Dies hat fatale Folgen für die Gesundheit. Um diesem Dauerstress gerecht werden zu können, aktiviert der Körper eine Vielzahl von weiteren Hormonen. Er produziert einen regelrechten Chemie-Cocktail, der es einem erlaubt, auch diesen Anforderungen noch gerecht zu werden. Kurzfristig kann ein Mensch auch so eine Belastung verkraften, aber auf Dauer nicht. Daraus resultieren, dann stressbedingte Krankheiten des Herz-Kreislauf Systems aber auch des Gehirns, in Form von Depressionen und Burnout. Es handelt sich hier um ein Geschehen das durch Überturigkeit entstanden ist. Als würde man ein Auto permanent Vollgas fahren.

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Die Stress-Treppe

Das krankmachende Potential kann man als fehlgeschlagene Anpassungsversuche auf die Stressauslöser verstehen. Stress schwächt damit die Abwehrkräfte des Körpers und macht ihn auf körperlicher Ebene weniger widerstandsfähig gegen Krankheitserreger.

Dennoch ist Stress ein natürlicher Bestandteil allen Lebens und kann nicht vermieden werden.

Was ihr vielleicht nicht wusstet …

  • Auch Nichtstun im Sinne von nichts machen können oder monotone Arbeiten fördern in hohem Maße Stress.
  • Heute unterscheidet man auch nicht mehr zwischen Eustress und Disstress.
  • Die Stressreaktion wirkt auf den Organismus, egal ob positiv oder negativ erlebt.

Was also können wir tun, um Stress besser bewältigen zu können?

Angenommen wir hätten eine Möglichkeit das Stressgeschehen nicht nur passiv ablaufend zu erleben, sondern darin eine aktive Rolle zu übernehmen.

Der Mensch ist ein wunderbares Wesen, voll von Ressourcen und Fähigkeiten die manchmal so schlicht sind, dass wir sie gar nicht als Kostbarkeiten unserer Existenz erkennen. Eine solche wunderbare Fähigkeit liegt in unserem Bewusstsein. Wir nennen sie Achtsamkeit.