Mehr anstatt weniger Stress

Durch die langsame und kontinuierliche Zunahme der Achtsamkeit nehmen wir die Welt um uns herum deutlicher und intensiver wahr. Damit erfahren wir auch unangenehme Dinge in unserem Leben mit größerer Klarheit. Unsere gute Absicht, den Stress zu verringern, wird mitunter dadurch durchkreuzt, dass wir durch die Lupe der Achtsamkeit noch mehr davon wahrnehmen, ohne darum gebeten zu haben. Dies kann zu der irrigen Annahme führen, den falschen Weg der Heilung gewählt zu haben.

Wenn ein Patient der unter einer Krankheit leidet einen Arzt aufsucht, dann wird ihm der Arzt nicht sofort eine Medizin verschreiben, sondern zunächst eine gründliche Untersuchung durchführen. Auf Basis des Untersuchungsergebnisses wird er eine Diagnose stellen und dann eine geeignete Medizin oder Behandlung vorschlagen.

Indem wir uns selbst zum Diagnostiker unserer eigenen Erfahrung erklären, führen wir diese Untersuchung an uns selbst durch, ergründen im Detail wie wir auf der Ebene des Geistes, der Gefühle und des Körpers reagieren. Bis jetzt haben wir das vielleicht vermieden und eher mit den uns vertrauten Strategien im Umgang mit Problemen gehandelt. Wir haben damit unsere elementare Erfahrung zugedeckt, betäubt und ignoriert.

Mit dem Mittel der Achtsamkeit verweilen wir bei all den unangenehmen Empfindungen, Gedanken und Gefühlen die von Moment zu Moment in uns auftauchen, lassen sie da sein, wie einen Gast den wir nicht eingeladen haben, dem wir aber dennoch das Angebot der Begegnung zuteilwerden lassen und ihm mit Offenheit und Neugier begegnen.

Wir empfinden vielleicht den Drang das Problem rasch lösen oder das Unangenehme daran beseitigen zu wollen und entscheiden uns dennoch dafür, es zuzulassen, da sein zu lassen, nicht weg haben zu wollen.

Dies ist ein Akt von unglaublicher Größe und Liebe zu sich selbst.